Zusammenfassung Masterarbeit Sara Schumacher    

Zusammenhang zwischen Symptomlast und Wahrnehmung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei älteren Patienten

Die demographische Entwicklung, die Komplexität der Arzneimitteltherapie sowie das erhöhte Risiko für arzneimittelbezogene Probleme (ABP) bei geriatrischen Patienten führen dazu, dass diese Altersgruppe für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) besonders anfällig ist. Daher stehen geriatrische Patienten im Fokus von Maßnahmen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS).

Das Ziel dieser Masterarbeit bestand darin, den Zusammenhang zwischen der individuellen Wahrnehmung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und der Symptomlast bei älteren Patienten zu untersuchen. Dazu wurde ein Fragebogen erstellt, der beide Aspekte erfasst. Durchgeführt wurde die Befragung in der Apotheke Am Lindenhof in Sankt Augustin. Der Zeitraum der Erhebung der Daten erstreckte sich von April bis Mai 2015. Grundlage des Patientenfragebogens waren zwei im Bereich Klinische Pharmazie der Universität Bonn entwickelte Messinstrumente. Zur Erfassung der Wahrnehmung der AMTS wurden zwölf Items in den Fragebogen aufgenommen, die sich in sechs Risikokategorien (Adhärenz, Dosierung, Notwendigkeit, Wechselwirkung, UAW und Polymedikation) unterteilen ließen. Mit Ausnahme der zwei geriatriespezifischen Items aus der Kategorie Polymedikation bildeten die zehn übrigen Items zwei Subskalen. Jede Risikokategorie enthielt eine Frage zur Risikoeinschätzung aus Patientensicht (Subskala 1) und eine zum Maßnahmenbedarf aus Patientensicht (Subskala 2). In einem weiteren Teil des Fragebogens wurde die Symptomlast der Patienten erhoben.

Insgesamt nahmen 100 Patienten an der Befragung teil. Die Patienten waren im Durchschnitt 77 Jahre alt und litten an 4,5 Beschwerden. Als häufigste Symptome wurden Schlafstörungen, Magenbeschwerden und Herzbeschwerden angegeben. Insgesamt schätzten ältere Patienten arzneimittelbedingte Risiken allgemein eher gering ein. Eine Ausnahme stellten die Arzneimittelrisiken Wechselwirkungen und UAW dar. So gaben 46 % der Patienten an, Angst vor Wechselwirkungen und 40 % hatten Angst vor UAW. Der Maßnahmenbedarf wurde dagegen deutlich höher eingeschätzt. Besonders gewünscht wurden AMTS-fördernde Maßnahmen bezüglich Dosierung (81 %), Notwendigkeit der Arzneimittel (80 %), Wechselwirkungen (82 %) und UAW (71 %).
Der Zusammenhang zwischen der Symptomlast und der Wahrnehmung der AMTS bei älteren Patienten wurde mit Hilfe der multiplen linearen Regressionsanalyse untersucht. Die Regressionsmodelle zur Prädiktion der Wahrnehmung der AMTS zeigten, dass sowohl die Risikoeinschätzung als auch der Maßnahmenbedarf von der Symptomlast und der Arzneimittelanzahl signifikant beeinflusst werden. Die Risikoeinschätzung wurde mit 40 % erklärter Varianz (R2 = 0,40) durch die beiden Einflussvariablen zu einem deutlich größeren Teil beschrieben als der Maßnahmenbedarf mit 25 % erklärter Varianz (R2 = 0,25). Umgekehrt war die Symptomlast abhängig von der Risikoeinschätzung, der Anzahl der Erkrankungen und dem Alter. Mit 53 % erklärter Varianz (R2 = 0,53) lieferte die Regressionsanalyse ein aussagekräftiges Modell. Somit wurden in dieser Arbeit die gegenseitige Abhängigkeit und damit auch der Zusammenhang zwischen Symptomlast und Wahrnehmung der AMTS nachgewiesen.

Die Ergebnisse können dazu beitragen, Kriterien und Hilfsmittel zu entwickeln, mit denen Patienten mit erhöhtem Bedarf an AMTS-fördernden Maßnahmen identifiziert werden können. Im Hinblick auf die begrenzten Ressourcen im Gesundheitssystem werden derartige Allokationsprozesse zunehmend an Bedeutung gewinnen.

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