Universität Bonn

Masterstudiengang AMTS

Zusammenfassung Masterarbeit Luisa Dullin

Erhebung wichtiger Faktoren für die Erstellung eines Konzepts zur Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen  Apotheker*innen und Hausärzt*innen auf Basis einer Ist-Analyse

Hintergrund und Zielsetzung  
Interprofessionelle Zusammenarbeit stellt ein wichtiges Teilgebiet der AMTS dar und gewinnt auch in der ambulanten Gesundheitsversorgung immer mehr an Bedeutung. Diese Form der Kollaboration findet zwischen Apotheker*innen und Hausärzt*innen noch nicht auf einer regulären Basis in deren Arbeitsalltag statt. Daher geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, wie die interprofessionelle Zusammenarbeit aus Sicht dieser Berufsgruppen zum jetzigen Zeitpunkt wahrgenommen wird und in Zukunft verbessert werden könnte. Die Untersuchung verfolgt das Ziel, wichtige Faktoren für die Erstellung eines Konzepts zur Verbesserung dieser Zusammenarbeit zu erheben. Dabei liegt der Fokus auf der Identifizierung relevanter Barrieren und Förderfaktoren sowie bedeutender Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Berufsgruppen in Bezug auf die untersuchte Thematik.
Methodik    
Auf Basis eines Mixed-Methods-Design wurden Apotheker*innen und Hausärzt*innen in einem regionalen Versorgungsnetzwerk zu ihrer Zusammenarbeit befragt. Für die Durchführung einer quantitativen Ist-Analyse wurde ein standardisierter Fragebogen verwendet. Die darauf aufbauende qualitative Untersuchung wurde im Rahmen von Kleingruppengesprächen umgesetzt. Die erhobenen Daten wurden digital mit Hilfe einer Häufigkeitsverteilung und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse    
Die Ergebnisse der quantitativen Untersuchung konnten zentrale Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Berufsgruppen aufzeigen. Diese waren besonders stark in den Bereichen Erreichbarkeit, Kommunikation und Bausteine für die Zusammenarbeit zu beobachten. So konnten drei übergeordnete relevante Themengebiete aus den Befragungsergebnissen abgeleitet werden: Wichtige Aspekte für die Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit, Gegenseitige Erreichbarkeit und die Rolle anderer Berufsgruppen. In den Kleingruppengesprächen wurde über diese Zusammenhänge und Erfahrungswerte aus der Literatur diskutiert. Die qualitative Analyse ergab 65 gefundene Unterkategorien innerhalb der Themengebiete, zusammengesetzt aus Barrieren und Förderfaktoren. Als dritter wichtiger Faktor ergaben sich außerdem Unterkategorien im Sinne von subjektiven Wahrnehmungen der Teilnehmenden. Abschließend konnten die vier Oberkategorien „Äußere Umstände“, „Bedeutung der Zusammenarbeit“, „Kommunikationswege“ und „Themen der Zusammenarbeit“ herausgearbeitet werden. Innerhalb dieser wurden „Systemische Gegebenheiten“ und „Unterschiede in der gegenseitigen Erreichbarkeit“ als häufigste Barrieren genannt sowie „Absprachen zu Kontaktwegen und -zeiten“ und „Einbindung von PTA´s und MFA´s“ als wichtige Förderfaktoren.
Diskussion    
Die Befragungsdaten geben Aufschluss darüber, dass der größte Teil der Apotheker*innen und Hausärzt*innen der interprofessionellen Zusammenarbeit gegenüber positiv eingestellt ist. Gleichzeitig finden gemeinsame Interaktionen im Sinne dieser Kollaboration in ihrem Arbeitsalltag nur selten statt. Dieses Bild zeigte sich auch in anderen Studien zum Thema bereits häufig und spiegelt die grundlegende Situation einer nicht vorhanden strukturellen Basis für die Zusammenarbeit dieser Berufsgruppen wider. Weiterhin teilen die Professionen zu bestimmten Bereichen ihrer Zusammenarbeit sehr unterschiedliche Auffassungen. Apotheker*innen schätzen diese als weniger zielführend, hilfreich und kollegial ein als ihre ärztlichen Kolleg*innen und sehen daher auch ein stärkere Notwendigkeit für Verbesserungsansätze. Ihre Wahrnehmung stellte sich insgesamt als negativer heraus. Die Ergebnisse der Kleingruppengespräche haben dennoch gezeigt, das konkrete Ideen für Verbesserungsansätze bei beiden Berufsgruppen selten anzutreffen sind. Auf Grund der sehr individuellen Arbeitsweisen jeder Apotheke und Arztpraxis könnte es den Befragten schwierig gefallen sein, pauschale Vorschläge zu benennen. Diese Individualität zeigt sich ebenfalls durch die Vielzahl an identifizierten Unterkategorien aus den Gesprächs-Transkripten.
Schlussfolgerungen und Ausblick  Die betrachtete Population aus Apotheker*innen und Hausärzt*innen sieht Verbesserungsansätze für ihre interprofessionelle Zusammenarbeit vor allem im Bereich der Kommunikation. Die Umsetzung von Ideen wird durch Barrieren der äußeren Umstände des Gesundheitssystems und durch die hohe Individualität der einzelnen Leistungserbringer erschwert. Für die Entwicklung eines Konzepts zur Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit sollten diese Aspekte berücksichtigt werden. Dabei sollte der gemeinsame Dialog zwischen Apotheker*innen und Hausärzt*innen für die Implementierung von Maßnahmen zusätzlich als Grundlage dienen. Auf diese Weise können die Berufsgruppen in Zukunft daran arbeiten, einen Konsens über ihre Zusammenarbeit zu schaffen. Hierfür benötigen sie die Unterstützung der offiziell verantwortlichen Stellen in der Gesundheitsversorgung, welche die Etablierung der interprofessionellen Zusammenarbeit gezielt und flächendeckend vorantreiben müssen.

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